Und niemand mag ihn, den OB



 

B         Mich fragen ja immer wieder Lindauer und innen:

 

F         Haben wir eigentlich einen OB?

 

B         Und ich antworte:

 

K         I glaub scho.

 

B         Worauf sofort die nächste Frage folgt, die da lautet:

 

F         Ja und wo ischer denn?

 

B         Dann sag i:

 

K         Er ist ja in den Bezirkstag gewählt worden, vielleicht ist er jetzt wieder in Augsburg.

 

B         Dann erfuhr ich aber, es ist nur ein Teilzeitjob, er sollte also da sein, in Lindau.

 

K         Aber, wo isser denn? Er lässt sich ja selten sehen.

 

F         Gut ausgerichtete Kreise behaupten, er säße im Büro und arbeite.

 

B         Ja denkt der Lindauer da sofort.

 

F         Er wird überlegen, wie er an unsere Kohle kommt.

 

K         Manchen behaupten, er verstecke sich. Vielleicht hat er gemerkt, dass er vielfach nicht wohlgelitten ist.

 

B         Er isch ja au gar net mögelig, gell.

 

F         Was ist los mit ihm? Er hat den OB Sitz errungen und könnte sich suhlen im Erfolg. Aber nein, er scheint zu sein verschwunden in der Versenkung.

 

K         Was ist los mit dem OB?

Wir sollten uns in dieser Frage Rat holen. Und da isser, ein Kenner der Materie, ein nach der Psychotagung zurück gebliebener hat die Situation analysiert.

 

G         Psychologe          

 

Das Problem, das ihr OB, der äh Dings, der Eckbart .. Eckbert … Ecker, hat sind sie.

Sie haben ihn gewählt, jetzt aber akzeptieren sie ihn nicht.

Schlimmer noch, sie mögen ihn nicht, nur wenige können ihn leiden.

Dabei versucht er alles besser zu machen, als diese Seidel.

Er hat die Kasse aufgemacht, die gähnende Leere gesehen, sich ins Büro gesetzt und gearbeitet. Das konnten wir doch alle lesen in der  Bürgerzeitung:

 

F         Ich sehe mich mehr als arbeitender OB. Zuerst kommt die Pflicht.

 

Er weiß, dass 3 Dinge angesagt sind: sparen, sparen und noch mal sparen.

Mit den Lindauern zusammen wollte er das tun. Und dann die Schlagzeile:

 

F         OB Eckert spart vor leeren Stühlen.

 

Das ist nicht nett von ihnen, schon fast Mobbing.

Und natürlich zeigte er sich „überrascht“, dass nur so wenige gekommen waren.

Überrascht ist der rhetorische Euphemismus für geschockt, so sieht es doch aus.

Ja jetzt sollte man halt wissen, was Euphemismus bedeutet, gell. Googeln sie´s.

 

Ecker versucht zu retten, was fast nicht mehr zu retten ist und der SR lässt ihn hängen. Obwohl ihm alle zustimmen, wenn er sagt:

 

F         Ohne Moos nichts los.

 

Dennoch sein trauriges Fazit:

 

F         Bei den von mir vorgeschlagenen maßvollen Einsparungen beim Personal ist mir der SR leider nicht gefolgt.

 

Seidel war überpräsent, Ecker zeigt sich da doch sensibler, er lässt das Volk in Ruhe. Aber dankt man es ihm?

 

Wollte er vielleicht nur das kleinere Übel sein? Nein, sicherlich nicht.

Er glaubt auch anders zu können, so sagte er auch Sätze wie:

 

F         Einige verwechseln nach wie vor ihre Eigeninteressen mit dem Gemeinwohl. Wer der Auffassung ist, die Fakten und die Rechtslage einfach ignorieren zu können, ist bei mir an der falschen Adresse.

 

Der Freistaat akzeptiert ein Parkhaus. Da kann der Stadtrat nicht kommen und sagen, dass wir kein Parkhaus brauchen.

 

            Wir Kommunalpolitiker müssen die Zumutungen vor Ort umsetzen.

 

Er kann auch anders, literarischer, gefühlvoller. Wie in der Bürgerzeitung in seiner Rubrik: Auf ein Wort.

 

F         Der Sommer hat sich verabschiedet. So spät und plötzlich wie er Anfang    Juli kam, so rasch ist er Anfang September verschwunden.

            Es ist Zeit, allen herzlich danke zu sagen, die unermüdlich dafür sorgen,     dass sich unsere Gäste bei uns wohl fühlen.

            Vom Eisverkäufer bis zum Toilettenpersonal, von der Bedienung bis zum   Stadtbusfahrer, vom Leuchtturmwärter bis zum Bootsverleiher.




Da steckt Herzschmerz drin, hören sie das denn nicht.

 

Er ist aufgetaucht mit neuen Visionen – nein, das wäre zu hoch angesetzt – mit neuen Ideen – na ja, so neu sind die auch nicht – mit neuer Tatkraft - passt fast, ich habs – mit neuem Finanzkonzept um sie alle zu retten vor der Pleite.

Und sie wollen sich nicht retten lassen.

Ist doch klar, dass er die Welt nicht mehr versteht.

Als Jurist und Kaufmann hat er von Natur aus eine eingeschränkte Wahrnehmung, wie soll er da euch Lindauer verstehen? Richtig, gar nicht.

In so einem Fall würden sie sich doch auch verstecken wollen, meine Damen und Herren, seien sie doch ehrlich. So ehrlich, wie er es ist. Offen spricht er es aus:

 

F         Ja wo bleibt er denn, der OB. Diese Frage höre ich auch gelegentlich

 

Und man fragt sich: Wie hört er die denn, wenn er nicht da ist. Hört er ab?

Natürlich nicht. Er hat wichtigeres zu tun, nämlich:

 

F         Jetzt muss ich versuchen, sechs Gruppierungen zu vernünftigen       Mehrheiten zu bewegen.

 

Er hat sich Ziele gesteckt, sagt er, weite Ziele, weiter als man je erreichen kann und  wird. Zum Beispiel .

 

F         An manchen Stellen zehn statt fünf Prozent einzusparen, die Gebühren       um zehn statt fünf Prozent zu erhöhen.

 

Und was ist daraus geworden, was hat er bitter lernen müssen?

 

F         Ich werde jetzt nicht an Vorlagen arbeiten, bei denen mir im Vorfeld klar       signalisiert wird, dass ich damit nicht durchkomme.

 

Manche der selbsternannten Insider behaupten, er sei beratungsresistent. Nein, ist er nicht. Er hat nur versucht die alten Seidelschaften aufzudröseln. Hat sich andere Berater und Mitstreiter gesucht.

Wie den Pressebrecher der Stadt, dem Vögel und dem Finanzflachmann Lau.

 

Er konnte doch nicht ahnen, was für Vollpfosten das sind.

Das wollen wir doch nicht ihm vorwerfen, ich bitte sie.

Mit denen ist er doch geschlagen genug.
Und jetzt haut ihm der Ruh auch noch ab, wenn die Bodolzer so unverschähmt sind und den als Bürgermeister einsetzen.
Und der hat angekündigt, als erstes wird er versuchen Lindau einzugemeinden.

 

Und dann die Stadträte, selbst diejenigen, die ihn aufgestellt haben als OB, lassen ihn schamlos im Stich.

Der Mann ist einsam, das ist nicht nur traurig, das ist tragisch.

Den müssen sie aufbauen. Wie, fragen sie.

 

Eine Begebenheit bringt ganz besonders zum Ausdruck, was dieser Mann braucht, von ihnen hier braucht. Beim Marathon war´s, nach dem ersten Startschuss. Er wartet auf die 5. Gruppe:

 

K         Voll Begeisterung zählte er die Countdowns herunter. Als Ecker sich selbst      einreihen wollte hieß es, „da kommt niemand mehr.“ Da ist er losgeflitzt.       
Hinterher hat er gesagt – und jetzt kommts, meine Damen und Herren:


F         Am schönsten war der Weg über die Seebrücke. Da stand besonders viel   Publikum und hat gejubelt. Das war ein tolles Gefühl.


 

B         Jetzt sind sie dran. Was er von ihnen braucht, ist ………



zurück vorwärts