LindauPark

 

F.)       Ein Bau hat ja wie eine Bombe eingeschlagen in Lindau. Nein, nicht die Spielbank, die sieht nur so aus. Ich meine den Lindaupark. Die Leute stürmen dieses Rieseneinkaufszentrum, als gäbe es nicht anderes mehr. Die Kaufwilligen kommen von überall her, um ihre Euros da hinein zu tragen.

Warum? Weil die Firma Feneberg schlau ist, sie hat schon seit vielen Jahren einen hauseigenen Psychologen, der ihnen hilft, die Bevölkerung und Mitarbeiter einzulullen.

Sein Spezialgebiet ist der Intelligenz-System-Transfer. Was das genau ist wollen wir nun von ihm persönlich erfahren. Frau Seeberger wird ihn hier interviewen, den Diplompsychologen.

Die Antworten sind fast alle im Originaltext. Wer LZ und Wochenblatt gelesen hat, wird sich vielleicht erinnern.

 

K)        Guten Tag Herr Sieber.

G)        Schönen guten Tag auch

K)        Herr Sieber, Intelligenz-System-Transfer, das hört sich ganz so an, als wäre das auch etwas für den Stadtrat.

 

G)        Bei denen habe ich ohnehin etwas Kompetenz vermisst. Fast alle wichtigen Dinge im Lindau Park wurden von Hausfrauen gesagt und durchgeboxt, nicht von Fraktionsvorsitzenden. Und ich sage ihnen ich kenn mich aus. Ich bin Psychologe. Ich war beim Attentat in München 1972 einer der Vermittler. Hätte man auf mich gehört, wäre ein friedliches Ende möglich gewesen.

 

K)        Das kann natürlich jeder sagen. Was haben sie in den Jahren ihrer Tätigkeit bei Feneberg denn erreicht? Was konnte sie denn bewirken?

 

G)        Die Marktleiter wurden intelligenter, selbstbewusster. Vorher haben sie ihr Gesicht der Zentrale zugewendet, seitdem haben sie den Kunden  im Blick.

 

K)        Damit die weniger klauen, vermutlich.

Doch nun zum Bauwerk selbst. Da waren sie ja auch maßgeblich an der Planung beteiligt. Was haben sie sich denn dabei gedacht?

 

G)        Die Architekten sollten ein unparteiisches Bindeglied zwischen Stadtteilen, zwischen Vorarlberg und Deutschland, das viel Freiraum lässt, schaffen.

Entstanden ist ein Meisterwerk der architektonischen Diplomatie. Das Haus, der Traum eines jeden Psychologen. Die Architekten haben keinen Protzklotz, sondern ein kommunikatives Bindeglied geschaffen.

 

K)        Sind sie da sicher?

 

G)        Ich weiß was ich sage. Ich bin ein Profi. Schließlich war ich beim Attentat in München 1972 einer der Vermittler und hätte man auf mich gehört, wäre ein friedliches Ende .............

 

K)        Ist ja schon gut Herr Sieber. Ein anderes Thema. Die Einzelhändler sind ja nicht so begeistert von der großen Konkurrenz durch ihren Konsumtempel.

 

G)        Die haben die städtebauliche Dimension wohl noch nicht ganz wahrgenommen. Wir wollen nicht den Markt stören, sondern die Auswanderer bremsen. Wir wollen uns auf Samtpfoten herantasten und sind uns bewusst, hier Gast zu sein. Reutin benötigt dringend etwas, was Spaß macht. Jetzt haben die Reutiner die Möglichkeit hinaufzusteigen, um auf den See zu blicken und so die Perspektive zu erweitern. Eines muss sich jeder Einzelhändler, der den Lindaupark als Konkurrenz sieht, klar machen. Wo kein Großer, das sterben die Kleinen.

Und ich muss es wissen, ich bin schließlich Profi, ich war beim.....

 

K)        Ist gut Herr Sieber, das wissen wir schon. Es hört sich ja alles schön pathetisch an, was sie hier von sich geben.

Aber eines noch, wie sieht es denn aus mit ihren Mitarbeitern.

 

G)        Wir haben unsere Mitarbeiter nicht eingefangen und hingestellt, sondern sie sorgfältig auf ihre Aufgaben vorbereitet. Sie sollen Lindauer untereinander versöhnen, die sonst aller nur übereinander schimpfen würden.

 

K)        Vielen Dank für das sinnlose Gespräch, Herr Psychologe.

 

 

Man kann sagen was man will, der Mann  hat erkannt was Lindau braucht. Nämlich Einzelhandelsmitarbeiter mit Konfliktlösungskompetenz. Sie sollen Lindauer untereinander versöhnen, die sonst aller nur übereinander schimpfen würden.

Sind sie nun endlich vorbei  die Zeiten, wo wir uns in den Geschäften prügelten.

Wo wir nur noch bewaffnet in die anderen Stadtteile gingen, und das niemals bei Dunkelheit?

Kommen andere Zeiten auf uns zu? Der Lindaupark, ein Ort des Friedens und der Verständigung. Wie muss man sich das vorstellen?

 

AN DER WURSTTHEKE               B=Verkäuferin, F=Reutiner, K=Zecher, G=Insulaner

 

B)        So, wer ist denn als Nächster dran?

G)        Ja ich bitte, ich hätte gerne eine Salami

F)        Moment, wieso sollten sie jetzt dran sein?

G)        Na weil ich vor ihnen da war.

F)        Sagen sie mal, von wo kommen sie denn her.

G)        Das geht sie gar nichts an. Das sage ich ihnen doch nicht.

F)        Ich kenn sie doch, sie sind von der Insel.

G)        Na und?

F)        Ich bin von hier, ich bin aus Reutin und das ist unser Stadtteil und unser Laden. Es hat sie niemand gerufen. Kaufen´s doch auf der Insel ein, statt sich hier vorzudrängen.

B)        Wenn ich vielleicht...............

IG)       Ihr müsst doch froh sein, wenn wenigstens ab und zu jemand von auswärts kommt. Damit a frisches Blut rein kommt, bei euch Innzuchts-Reutinern.

à F+G kommen sich bedrohlich nahe. Z taucht auf.

K)        Wenn die Herren hier noch diskutieren, ich bräuchte nur 100 Gramm Speck, das ist alles.

F+G synchron           Moment

F)        Wo kommen Sie denn her?

G)        Die kommt aus dem Zech, das weiß ich.

F)        Aus dem Zech. Mit Holzschuh im Glasscherbenviertele rumkriechen, aber in Reutin einen Speck kaufen wollen.

G)        Genau, gehen sie doch nach Österreich zum einkaufen. Gehens doch rüber, die nehmen auch Euro, wenn sie wissen was das ist.

à Z fängt an zu heulen.

B)        So jetzt reichts meine Herren. Das muss geklärt werden.  Jetzt setzen wir uns alle dahin und reden wie erwachsenen Menschen miteinander. Schaun sie mal, wie die Dame weint. Jetzt wollen wir mal hören, wie es ihr geht.

Ja gute Frau, weinen sie nur, es ist völlig o.k.  

àZ heult noch mehr, R+I senken schuldbewusst die Köpfe.

Was haben sie da angerichtet? Haben sie das gewollt?

F)        Ich  als Reutiner..

B)        Nicht sie – er.

G)        Also, ich kam mir so niedrig, so klein und mickerig vor, als er mich als Insulaner enttarnt hat. Und da bin ich einfach wütend geworden. Früher galt man als Insulaner noch etwas, heute sind wir nur noch Randbezirk, das tut so weh.           à heult auch los.

B)        Und jetzt sie. Wie geht es ihnen, wenn sie so sehen und hören, wie es den Beiden geht?

F)        Mein Gott, ich wusste ja nicht.......ich hatte ja keine Ahnung. Nein das wollte ich nicht. Wenn ich das geahnt hätte.

B)        Hat nun jemand eine Idee, wie wir den Konflikt aus dem Weg räumen können?

F)        Mir wäre es echt wichtig, dass wir weiterhin so offen miteinander umgehen. Und ich möchte alles wieder gut machen.

G)        Vielleicht könnten wir Freunde werden.

K)        Oder wenigsten Bekannte.

F)        Kommt, sind wir per Du, ich heiße Jürgen.          à die 3 fallen sich in die Arme

B)        Na also geht doch. Nun kommt wieder an die Wursttheke. So wer ist nun dran.

à Alle drei wollen den anderen den Vortritt lassen.  B schaut auf die Uhr.

B)        „Auch gut.Ich muss sowieso weg.

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